Die Minderheit der Jesiden, deren Angehörige mittlerweile zum Teil in der dritten Generation in der deutschen Migrationsgesellschaft leben, ist vor allem durch den an ihnen im Nordirak verübten Genozid im Jahr 2014 vorübergehend in das öffentliche Interesse gerückt. Zwar gibt es Forschungsarbeiten über die Lage dieser Minderheit im deutschsprachigen Raum, doch fehlen vor allem für die Soziale Arbeit notwendige biografieorientierte Fallstudien, die die Perspektive der Betroffenen tiefergehend qualitativ analysieren. Dieses Buch beschäftigt sich daher mit dem Fragenkomplex, welchen möglichen biografischen Herausforderungen Angehörige der jesidischen Minderheit unter den Bedingungen eines Lebens in der Diaspora einer Migrationsgesellschaft ausgesetzt seien können und wie diese von ihnen in ihren individuellen Lebenslagen und Lebenswelten artikuliert, eingeordnet und bewältigt werden. Neben der Sensibilisierung für die Lebenslagen der jesidischen Minderheit in der Diaspora ist es auch einForschungsbeitrag, die Komplexität migrationsgesellschaftlicher Verhältnisse aus der subjektiven Perspektive von Minderheitsangehörigen besser zu verstehen. Damit wird es auch möglich, die lebensweltlichen Voraussetzungen, unter denen die Betroffenen an institutionellen Bildungssettings teilhaben, zu berücksichtigen.