Dr. August Pieper (1866-1942) gilt in der vorherrschenden Geschichtserinnerung als Gegner der Nationalsozialisten. Sein jüngerer Bruder Lorenz Pieper (1875-1951) engagierte sich hingegen schon ab 1922 für die Hitler-Partei. Doch das Bild von den ganz und gar ungleichen Priesterbrüdern trügt. Nach dem 1. Weltkrieg propagierte August Pieper eine "Volksgemeinschafts"-Ideologie, die ins Lager der Rechtskatholiken verweist. Seine 1931 in der Führer-Korrespondenz des Mönchengladbacher "Volksvereins" veröffentlichten Aufsätze gegen die NSDAP enthalten dann bereits deutliche Ansätze zum Brückenbau. Der Historiker Werner Neuhaus erhellt anhand von nachgelassenen Schriften hier erstmalig die sich anschließende, letzte Phase dieser Entwicklung: Nach der Machtergreifung bekennt der ältere Pieper-Bruder bis zu seinem Lebensende, er habe seinen Frieden mit dem Nationalsozialismus geschlossen. Während auch katholische Regimegegner blutige Verfolgung erleiden, fordert er unverdrossen die Unterstützung des NS-Regimes und seiner brutalen Innen- und Kriegspolitik.