Der Coupe à la Garçonne: Ikone der Moderne und Gegenstand erbitterter Kontroverse um weibliche Selbstbestimmung.

Nicht nur in Berlin eigneten sich Frauen aller sozialen Schichten massenhaft den revolutionären Bubikopf an - trotz vielfältiger Widerstände aus der patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Im Mittelpunkt der vehement geführten Kontroverse stand die »vermännlichte«, die androgyne Frau, die das traditionelle Bild von Weiblichkeit in Frage stellte. Dennoch trafen viele Frauen ihre persönliche, eigensinnige Entscheidung. Der Bubikopf wurde von ihnen als Chiffre der Moderne erlebt, als Zeichen für Selbstbestimmtheit und Emanzipation.
Helga Lüdtke untersucht den Bubikopf in seiner Bild- und Zeichenhaftigkeit, seinen politischen, wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und ideologischen Deutungszusammenhängen - aus der Perspektive des Friseurhandwerks, der konsumgeschichtlichen Zusammenhänge, der Körpergeschichte, der Geschlechtergeschichte sowie der Unterhaltungs- und Kulturgeschichte. In der Synthese entsteht ein Panoptikum der Weimarer Jahre, das auch in seiner reichen, zum Teil farbigen Bebilderung der Methodik von »Geschichte als Collage« folgt.