Plurilinguale, von komplexem ethnischen Miteinander geprägte Gesellschaften, wie man sie oftmals außerhalb Europas und in Zeiten zunehmender Mobilität in immer höherem Maße findet, gelten gemeinhin als chaotische, nicht vorhersagbare sprachliche Konglomerate. Obwohl die gängigen, aus eurozentrischem Blickwinkel konzipierten Sprachwandeltheorien ihnen starke Konvergenzprozesse prognostizieren, lässt sich hier häufig eine erstaunliche Stabilität der Vielsprachigkeit beobachten.


Carolin Patzelt zeigt am Beispiel der hochkomplexen Sprachsituation Französisch-Guayanas, wie die Stabilität der Mehrsprachigkeit gerade durch eine hohe Dynamik in der Kultivierung sprachlicher Identitäten befördert wird. Auf Basis einer umfassenden empirischen Studie zur Sprachselektion in Französisch-Guayana analysiert sie den Ablauf soziolinguistischer Dynamiken in modernen Migrationsgesellschaften. Mit ihrem multidimensionalen Ansatz leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag für die Theoriebildung der modernen Sozio- und Migrationslinguistik.