In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entsteht ein neues mit Magie und Zauberei assoziiertes Weiblichkeitskonstrukt: die Hexe. Als der Inquisitor Heinrich Institoris 1485 in Innsbruck Prozesse gegen vermeintliche Hexen anstrengt, kommt auch im Herrschaftsgebiet Siegmunds von Tirol die Frage auf, ob es Hexen überhaupt gibt und, wenn ja, wie wirkmächtig sie sind. In diesem Kontext entsteht der Traktat des Konstanzer Juristen Ulrich Molitoris, der darauf zielt, das befremdliche Phänomen ›Hexe‹ transparent zu machen und zu erklären. Die vorliegende Arbeit fragt nach den diskursiven Strategien, die im Traktat eingesetzt werden, um die brisante Frage zeitgenössisch adäquat beantworten zu können, und beschreibt die Hexe als das Produkt einer medialen Repräsentation. Darüber hinaus wird das dem Traktat zugrundeliegende Hexenverständnis pointiert von dem des ›Malleus maleficarum‹ abgesetzt.****************The second half of the 15th century saw the development of a new construct of femininity associated with magic and sorcery: the witch. When the inquisitor Heinrich Institoris instituted legal proceedings against alleged witches in 1485 in Innsbruck, the question of whether witches actually existed and if so how powerful they were also arose in the region governed by Siegmund of Tirol. This was the context in which the Constance lawyer Ulrich Molitoris wrote his treatise, which sought to clarify and explain the strange concept of ‘witch’. This study examines the discursive strategies used in the treatise to answer this explosive question in a way adequate to contemporary understanding, and describes the witch as the product of medial representation. In addition, the basic understanding of witches in the treatise is pointedly distinguished from that of the Malleus maleficarum.