In "Das traurige Los der Gelehrten", wie Christoph Martin Wieland die Schrift De Mercede Conductis frei übersetzte, behandelt Lukian von Samosata (2. Jh. n. Chr.) die ebenso hierarchische wie plurale römische Gesellschaft der Kaiserzeit mit ihrem Patronage- und Klientelwesen sowie ihren konkurrierenden Identitätskonstruktionen. Sein Spott gilt zum einen dem Protagonisten, einem tölpelhaft agierenden Philosophen, der eine bezahlte Stelle als Lehrer bei einem reichen Aristokraten anstrebt und hierfür seine Freiheit aufs Spiel setzt; zum anderen den Mitgliedern der römischen Oberschicht, die sich lediglich zum Schein mit griechischer Bildung schmücken.


In Markus Hafners Untersuchung dieser bislang kaum beachteten Schrift erweist sich der "self-made Greek" Lukian als meisterhafter Kenner griechischer Literatur und Sprache. Die Studie bietet neben einer Einführung und einer adäquaten Übersetzung erstmals einen umfassenden philologischen Kommentar, der auf ein vertieftes Textverständnis abzielt. Darüber hinaus verortet Hafner die vielschichtige Gelehrtenschrift in aktuellen Diskursen und Problemstellungen der Zweiten Sophistik sowie allgemein der kaiserzeitlichen Gesellschaft und Kultur.