Bis zu 13 Millionen Menschen waren in den letzten Kriegsmonaten und den

Jahren nach 1945 aus den ehemaligen Gebieten des Deutschen Reiches und

den deutschen Siedlungsgebieten in Mittel- und Osteuropa geflohen,

ausgesiedelt oder vertrieben worden. Aufnahme fanden die Betroffenen im

besetzten Deutschland. Neben dem materiellen Verlust war die

psychologische Erfahrung des Heimatverlusts für sie fortan die größte

Bürde. Durch das faktische Abhanden-sein von Heimat und die traumatische

Erfahrung des Weggehen-Müssens wurde Heimat für die Betroffenen zu

einem Sehnsuchtsort. Der Gedanke der Rückkehr erlangte dabei große

Bedeutung. Die rechtlichen, strukturellen und persönlichen

Voraussetzungen für eine Heimkehr in die Herkunftsorte allerdings waren

in den unmittelbaren Jahren nach 1945 kaum gegeben. Durch das Potsdamer

Abkommen waren die Vertreibungen, die zunächst „wild“ vonstatten

gegangen waren, nicht nur systematisiert worden, sondern sie erhielten

hierdurch auch eine völkerrechtliche Basis. Grenzübertritte und

Rückkehrversuche waren unter Strafe gestellt und wurden in den

„Vertreiberstaaten“ als Angriff auf die staatliche und nationale

Sicherheit betrachtet. Gleichzeitig waren in den Herkunftsregionen die

sozialen, familiären und gemeinschaftlichen Strukturen beinahe gänzlich

zerstört, sodass auch die persönlichen Voraussetzungen für eine

erfolgreiche Rückkehr kaum gegeben waren. Letztlich ist davon

auszugehen, dass es nur wenigen heimatvertriebenen Deutschen gelang,

wieder dauerhaft in die „alte Heimat“ zurückzukehren. Nachgewiesen ist

ein solches Verhalten bislang nur für die Gruppe der aus den deutschen

Siedlungsgebieten Ungarns vertriebenen Deutschen. Die ungarische

Historikerin Agnes Toth geht davon aus, dass bis zu 10.000 Menschen in

den Jahren nach ihrer Aussiedlung wieder „heimgekehrt“ waren. Auf der

Grundlage lebensgeschichtlicher Zeugnisse untersucht die Arbeit, wie

sich Identität und Heimatempfinden der eigentlichen Akteure im

Spannungsfeld von Zwangsmigration und Heimkehr entwickelt haben.Sebastian Sparwasser studierte

Neuere und Neueste Geschichte und Europäische Ethnologie in Freiburg,

Basel und Budapest. 2014 schloss er ein postgraduales Studium im

Fachbereich Mit-teleuropäische Studien an der Andrássy Universität in

Budapest ab. 2017 folgte die Promotion an der AUB. Schwerpunkte seiner

wissenschaftlichen Tätigkeit liegen in der historischen Migrations- und

der Minderheitenforschung.