Das Leben der Amalie Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen (1794–1870) stand im Schatten ihrer Brüder – der sächsischen Könige Friedrich August und Johann. Während deren Nachlass bereits seit längerem Gegenstand der Forschung ist, lagerte der von Amalie unbeachtet und größtenteils anonym in deutschen und russischen Archiven, darunter Kompositions- und Schauspielautographe. Kataloge wiesen zwei Drittel der Werke als kriegsvermisst aus. Erfreulicherweise konnten fast alle aufgefunden werden, darunter 12 (!) Opern, ein deutsches Singspiel, mehrere Kirchenkompositionen, ein Streichquartett und zahlreiche Gelegenheitsmusiken. Unter der Autorenschaft Amalie Heiter schrieb die Prinzessin außerdem 68 deutschsprachige Dramen. Mehr als dreißig davon wurden zu ihren Lebzeiten auf allen großen Bühnen erfolgreich aufgeführt, erschienen im Druck und wurden in sieben Sprachen übersetzt.
Amalie von Sachsen kann als produktivste Opernkomponistin des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden. Da fast alle Aufführungen nur einmal im privaten Kreis aufgeführt wurden, waren ihre überragenden künstlerischen Leistungen aber nur wenigen Zeitgenossen ein Begriff. Es ist ein Phänomen, dass eine der begabtesten und kreativsten Frauen des 19. Jahrhunderts in der Geschichtsschreibung nur sporadisch erwähnt und sehr bald vergessen wurde.
Die vorliegende Dissertationsschrift informiert über die Persönlichkeit Amalie von Sachsens und entdeckt schöpferische Impulse und Einflüsse im Kontext des politisch-historischen Umfeldes. Von vorrangigem Interesse war das Leben der Komponistin bis zum Jahr 1835. Im Anhang werden erstmals Briefe der Prinzessin an ihren Schwager, Leopold II., Großherzog der Toskana und Erzherzog von Österreich, veröffentlicht. Als Nachschlagewerk dienen ein umfassender Werkkatalog, eine Liste nachweisbarer Tagebücher und Briefe und ein Opernführer.