Die Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde in Schleiz in der dortigen Stadtkirche St. Georg beherbergt eine quantitativ wie qualitativ außergewöhnliche Leichenpredigten-Sammlung. Sie gehörte ursprünglich zur Bibliothek des Schleizer Superintendenten Johann Gabriel Hartung d. Ä. (1614–1692), die dessen Sohn und Nachfolger Johann Gabriel d. J. (1641–1701) der Kirchengemeinde gestiftet hatte. Es handelt sich um eine der wenigen in weitgehender Vollständigkeit bis heute erhaltenen Gelehrtenbibliotheken aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein Blick in ihren handschriftlichen Katalog zeigt, dass sie den damaligen Wissenskosmos in größter Spannbreite widerspiegelt. Dazu gehören auch Leichenpredigten, die als gedruckte Einzelexemplare oder zeitgenössisch in Konvoluten zusammengebunden in dieser Bibliothek prominent vorhanden sind. Dies bezieht sich nicht nur auf Drucke aus dem 17., sondern auch aus dem 16. Jahrhundert – einer Zeit, aus der gedruckte Leichenpredigten nicht sehr zahlreich und, wenn überhaupt, erst aus der zweiten Hälfte belegt sind.