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Giovanni Benedetto Castiglione – dieser Name steht für alles, was noch heute am Barock so fasziniert: die Feier des genialen künstlerischen Einfalls, die üppige Prachtentfaltung und das Streben nach sinnlicher Betörung des Publikums. Er verstand es, seine Motive mit außergewöhnlicher Leichtigkeit auf das Papier zu werfen und eine Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten abzudecken, die von einer malerisch fließenden Linie bis hin zu einer eher spröden, expressiven Pinselführung reicht. Jene Ölpinselzeichnungen erfahren bis heute eine hohe Wertschätzung als kleine »gezeichnete Gemälde« und wirken auch wegen der Ästhetik des scheinbar Unfertigen und Fragmentarischen modern und aufregend.
Ebenso erwies sich Castiglione als großer Experimentator im Bereich der Druckgrafik und entwickelte im Medium der Radierung eine ausgesprochen individuelle Formensprache. Bei der Erprobung stets neuer Ausdrucksmittel dürfte er zudem auf die Technik der Monotypie gestoßen sein, bei der dramatischste und für seine Zeit einmalige Hell-Dunkel-Effekte zu erreichen waren.