Schottland, Katalonien, Québec - in vielen Regionen der Welt streben Menschen nach einem eigenen, unabhängigen Staat. Solche Sezessionsbemühungen können, gerade wenn sie erfolgreich sind, erhebliche Auswirkungen auf die internationale Ordnung mit sich bringen. Das legt die Vermutung nahe, dass das Völkerrecht zu Sezessionen eine eindeutige Haltung hat. Allein: Nach traditioneller Lesart enthält sich das internationale Recht jeder Wertung und bleibt Sezessionen gegenüber neutral. Kevin Grimmeiß untersucht, ob dieses Verständnis unter den geänderten Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts noch zutrifft. Seine Analyse der Staatenpraxis zeigt, dass sich das Völkerrecht keineswegs mehr so neutral verhält wie gemeinhin angenommen: Es unterscheidet verschiedene Arten von Sezessionen nach ihrer Rechtmäßigkeit und knüpft daran unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten für die übrigen Staaten.