Hans Modrow gehörte zu den zentralen Persönlichkeiten der Wendejahre 1989/90 und blickt anlässlich seines 90. Geburtstages im Gespräch mit Oliver Dürkop und Michael Gehler auf sein politisches Leben zurück. Aufrichtig und offen beantwortet Modrow über 500 Fragen zu seiner Biographie, zur Geschichte der DDR, der Bonner und Berliner Republik sowie zu Weggefährten und Zäsuren. Dieses umfassende Zeitzeugengespräch ermöglicht es Leserinnen und Lesern, tief in die deutsch-deutsche Teilungs- und Transformationsgeschichte einzutauchen. Zentrale Daten der deutschen Zeitgeschichte, wie die Gründung der DDR 1949, die Stalin-Note von 1952 oder der Mauerbau 1961, kommen ebenso zur Sprache. Der Schwerpunkt der Gespräche liegt auf den dramatischen Ereignissen der Jahre 1989/90: Modrow bekam vor diesem Hintergrund die Chance, auf die höchste politische Entscheidungsebene der DDR zu gelangen, einem Staat, der in seine schwerste Krise geraten war. Er selbst musste in seiner Karriere viele politische Rückschläge einstecken: das Ende der DDR, die Niederlage seiner Partei bei den Volkskammerwahlen im März 1990, die Verurteilung wegen angeblicher Beteiligung an Wahlfälschungen und den Vorwurf der Aktenvernichtung. Als Mitglied des Deutschen Bundestages (1990–1994) und des Europäischen Parlaments (1999–2004) sowie Mitbegründer der Sozialistischen Linken Europas war er trotz allem bis zuletzt politisch aktiv und stritt bis zuletzt für die Freigabe seiner BND-Akte.
Modrows Erinnerungen werden mit dem Forschungsstand, Erinnerungen Dritter und seinen bisherigen Publikationen kontrastiert und kontextualisiert. Anmerkungen zu Personen und Ereignissen sowie Dokumente und Fotomaterial aus Privatbesitz komplettierten ein außergewöhnliches zeitgeschichtliches Dokument.