Zu Robert Walsers Lebzeiten unpubliziert, liegt mit dem „Räuber-Roman“ ein Text vor, der, 1925 entstanden, zu den großen und immer auch schon als Romanexperiment angelegten Romanen des 20. Jahrhunderts zu rechnen ist: Neben Werken wie Virginia Woolfs „Die Wellen“ (1931) oder William Faulkners „Schall und Wahn“ (1929) besteht der „Räuber-Roman“ in ganz eigenständiger Art und Weise.

Kaufmanns Lektüre besticht in mehreren, aufeinander abgestimmten Durchgängen. Ausgehend von einer sozialhistorischen Skizze wendet sich die Studie unter der Perspektive des „Räuberischen“ der Figur, dem Autor und dem Roman zu, um schließlich das berühmte Textende ('.') als Impuls für die pragmatische Dimension des Textes zu lesen.

Dabei kann gezeigt werden, dass Walser bis in die kleinsten Formulierungsgesten hinein die Festschreibung der Räuber-Figur unterläuft: Der auf der Flucht befindliche Räuber entzieht sich permanent Konstruktionen von Eindeutigkeit und der Ordnung, die ihn dingfest zu machen sucht. Kurz, er ist – zwischen verblüffenden Doppeldeutigkeiten, doppelten Verneinungen, ins Leere laufenden Verweisen und obstinaten modalen Facettierungen – einfach nicht zu fassen.

Die grundlegende Entfaltung des Problems von sprachlicher Figur, Figuration und Sprache als Figurierung des Menschlichen bringt wie nebenbei auch wertvolle Erträge für die konkrete Interpretation des Romans, wie z.B. die Dostojewski-Bezüge, die Interpretation der berühmten Kanzelrede u.v.m.