In der Forschung gelten die ostdeutschen Nachkriegsparlamente bislang als bloße Fassade für die entstehende kommunistische Diktatur. Das Selbstverständnis der historischen Akteure war jedoch grundlegend anders. Viele von ihnen entwickelten innovative Vorstellungen vom Parlamentarismus. Denn oberstes Ziel war es, sich vom gescheiterten Weimarer Modell abzugrenzen. Die vorliegende Studie widmet sich Parlamentskonzepten, die im sächsischen Nachkriegslandtag entstanden und konzentriert sich dabei insbesondere auf das Bestreben der Zeitgenossen, im Parlament einen einheitlichen Konsens darzustellen. Darüber hinaus kommen Vorstellungen von parlamentarischer Kontinuität zur Sprache sowie die Perspektiven der Parlamentarier auf Restriktionen der sowjetischen Besatzungsmacht. Die Studie nutzt v.a. das begriffliche Instrumentarium institutioneller Mechanismen und kollektiver Sinnstiftung.