Howard S. Becker zählt zu den wichtigsten US-amerikanischen Soziologen der Gegenwart. Sein umfangreiches Werk umspannt weit mehr als ein halbes Jahrhundert und steht in der Tradition der interaktionistischen und interpretativen Soziologie, wie sie an der University of Chicago in den 1920er Jahren begründet wurde. Becker hat nicht nur höchst einflussreiche Schriften u.a. zur soziologischen Methodologie, zur Soziologie der Professionen, des Abweichenden Verhaltens und der Kunst vorgelegt, die allesamt zu Klassikern wurden, sondern gehört auch zu den frühen Pionieren und Wegbereitern der soziologischen Auseinandersetzung mit visuellen und anderen künstlerischen Ausdrucksformen. Der vorliegende Band präsentiert nun zum ersten Mal in deutscher Sprache seine umfassenden vergleichenden Reflexionen dazu, was das soziologische „Erzählen über Gesellschaft“ mit anderen, künstlerischen Erzählformaten gemeinsam hat - und was es davon unterscheidet. Sein leidenschaftliches Plädoyer für eine präzise Soziologie verbindet sich darin disziplinüberschreitend mit einer anregenden Diskussion von künstlerischen Formen der Darstellung gesellschaftlicher Phänomene und den vielfältigen Möglichkeiten, die sich daraus auch für die soziologische Phantasie ergeben, ihre Erzählungen über Gesellschaftliches nicht nur diesseits, sondern vor allem auch jenseits ihrer kanonisierten Formate vorzustellen.