Mit Paul Zechs Essaysammlung Probleme und Gestalten der deutschen romantischen und neueren Dichtung wird ein weitgehend unveröffentlichtes Exilwerk des Autors in textkritischer und kommentierter Ausgabe vorgelegt. Das in den 1940er Jahren in Buenos Aires entstandene und nun aus dem Nachlass herausgegebene Konvolut umfasst neun Texte: Neben einem Vorwort und einem abschließenden Aufsatz enthält es sieben Arbeiten zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte, in deren Zentrum Einzelfiguren wie Friedrich Hölderlin, Lou Andreas-Salomé oder Stefan George stehen. Verlässliche Fakten spielen in der Sammlung allerdings eine untergeordnete Rolle: Konsequent verformte Zech Ereignisse wie auch Äußerungen und Geisteshaltungen der Dargestellten im Sinne übergreifender politischer und poetologischer Standpunkte. Indem er zahlreiche plagiierte Passagen seines Werks entsprechend umschrieb, kreierte er eine alternative, Überlieferung und Fiktionen verbindende deutsche Geschichte. Vorwort und Kommentar der Edition thematisieren Konzeption, Quellen und Entstehungskontexte der Essays sowie Zechs mehrfach skandalauslösende Tendenz zum geistigen Diebstahl. Der textkritische Apparat der Ausgabe expliziert, neben Zechs eigenen Überarbeitungen, auch die bislang kaum behandelten posthumen Eingriffe in seinen Nachlass.