Edgar Morin, bekannter Vordenker der Komplexitäts- und Systemtheorie, verfasste diese 65 Thesen zum Kontinent Europa gemeinsam mit seinem italieni­schen Kollegen Mauro Ceruti. In Italien war die Flüchtlingskrise, die Europa bis heute nachhaltig verändert, zu diesem Zeitpunkt (2013) bereits angekommen.
Die beiden Wissenschaftler blicken zurück auf die geistige und kulturelle Entste­hungs­geschichte Europas und stellen mit umsichtigem Problembewusstsein die Fragen, vor die es sich derzeit gestellt sieht. Ihre Engagement gilt jenem vereinten, weltoffenen Konglomerat historischer Entwicklungen und Krisen, dessen Bestehen heute in Gefahr ist.

Die inneren Krisen des Kontinents hängen heute eng mit den Grenzräumen zusammen, in denen oftmals Hoffnung und Gefahr zugleich entstehen. So wird nicht nur die Zukunftsvision des Mittelmeerraumes als Raumes der Begegnung und des Austauschs wieder aufgenommen, sondern etwa auch dem mittelosteuropäschen Raum eine entscheidende Rolle für die Vermittlung mit dem asiatischen Kontinent zugeschrieben.

Die Komplexität dieser Probleme findet in 65 Thesen einen klaren und leidenschaftlichen Ausdruck.