Eine objektbiographische Methodik, bei der neben der Entstehung auch die Provenienzgeschichte, materielle Genese und Rezeption eines Artefakts über seine gesamte Existenz hinweg in den Blick genommen werden, lässt sich auf die Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften transferieren. In den Kunstwissenschaften wird dieser Ansatz derzeit im Zuge von Forschungen zur diachronen Bedeutungsverschiebung von Kunstwerken diskutiert. Ähnlich in der germanistischen Mediävistik, wo die Frage nach der Korrelation von Codices und den darauf bezogenen kulturellen Praktiken große Signifikanz besitzt.

Der Band stellt die Objektbiographien verschiedener Codices vor, wobei neben praxeologischen Fragestellungen auch die materiellen und textuellen Veränderungen im Fokus stehen, anhand derer die veränderten Bedeutungszuschreibungen im Spannungsfeld von Objekt- und Literaturwissenschaften beleuchtet werden.