Als „Investitionskiller“ und imagevernichtende Hochrisikoeinrichtung verschrien, irritieren forensische Kliniken schon lange die gesellschaftliche und politische Öffentlichkeit. Wo die Debatte um einen neuen Klinikstandort laut wird, formiert sich meist schnell Widerstand, der jedoch selten eine klare Stoßrichtung erkennen lässt – zu diffus sind die Trigger der Ablehnung im Einzelnen. Breite Akzeptanz für die Unterbringung psychisch kranker StraftäterInnen in den Standortkommunen zu erreichen, scheint fast unmöglich. Standortausweisungen für Maßregelvollzugseinrichtungen sind deswegen zweifellos eine große Herausforderung für das hoheitliche Planungs- und politische Entscheidungssystem, viel stärker aber noch für die Gesellschaft, die sich auf dieses System geeinigt hat. Der Autor untersucht genauer das Setting der Klinikstandortausweisung in Nordrhein-Westfalen und erforscht die Rezeption forensischer Kliniken im Raum. Eine Analyse der Argumentationslinien der zentralen Akteure zeigt dabei neben pragmatischen insbesondere kommunikative und strukturelle Probleme im und um den Standortdiskurs auf. Durchgehend wird dabei das komplexe Gefüge von Risiko, Gesellschaft, Akzeptanz und Legitimation durch Verfahren berücksichtigt. Als zentrale und bis jetzt scheinbar unüberwindbare Hürde auf dem Weg zu mehr Akzeptanz markiert die Untersuchung schließlich das Dilemma struktureller Kopplung, das aus der Systemtheorie bekannt ist.