Der Aufklärungstheologe Johann Jakob Griesbach repräsentiert über seine Bedeutung als Pionier neutestamentlicher Textforschung hinaus eine praktische Reformbewegung, die die Notwendigkeit einer Vermittlung zwischen moderner Wissenschaft und gelebter Religion angesichts gesellschaftlicher Umbrüche erkannt und die Theologie zukunftsträchtig transformiert hat. Seine Anleitung zum Studium der populären Dogmatik entwickelte sich ab 1779 vom beliebten Lehrbuch zu einem gattungsbegründenden Hauptwerk der Neologie, an dem sich zentrale Umformungen des zeitgenössischen Lehrbestands untersuchen lassen. Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie von Marco Stallmann stehen zunächst Leben und Werk des Jenaer Theologen, um so den Horizont zu sichern für eine theologiegeschichtliche Analyse der Populardogmatik als aufklärerischer Textgattung. Ihre Verortung im vielschichtigen Diskurs um Theologie und Religion, Kirche und Christentum führt auf eine spezifische Vermittlungsstruktur, mit der die Theologie des 18. Jahrhunderts auf ihre Nachfolgegeneration vorausweist.