Einer der ersten Berichte von schamanischen Praktiken sind die des französischen Priesters André Thévet im Jahre 1557 verfassten Reiseberichte „Les Singularités de la France antarctique“.
Im siebzehnten Jahrhundert dann begann Russland Sibirien zu kolonialisieren. Hier traf man auf Menschen, die sagten, sie könnten mit Spirits kommunizieren. In Ostsibirien nannte man diese Menschen saman oder shaman, woraus sich in der Folge die Begriffe Schamane, Schamanentum und Schamanismus ableiteten, die dann Jahrhunderte später universell für ähnliche Dimensionen eingesetzt wurden. Auch im angrenzenden nördlichen China ist seit dem neunzehnten Jahrhundert dieser tungusische Begriff phonetisch übernommen worden. Neben saman wird dort auch Da saman (chin. Da bedeutet groß) verwendet.
Alfred Métraux, ein Schweizer Anthropologe der im Amazonasgebiet forschte – dort werden SchamanInnen piai genannt –, begründet die allgemeine Verwendung des Begriffs wie folgt: „any individual who maintains by profession and in the interest of the community an intermittent commerce with spirits, or who his possessed by them.“ (Métraux In: Narby & Huxley 2001: 3f).
Auch die wissenschaftliche Interpretation von Schamanen hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte stark verändert. Im Mittelalter wurden sie als dämonisch, dann als Betrüger, und erst zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts als Personen mit besonderen spirituellen Fähigkeiten und spezieller gemeinschaftlicher Bedeutung beschrieben. Das biologische Geschlecht ist für diese Position nicht ausschlaggebend. Der Autor bezeichnet deshalb diese Position als viertes soziales (spirituelles) Geschlecht (vgl. Bayer 2010).