Die vorliegende Arbeit beschreibt die Entwicklung des Medizinstudenten und jungen Mediziners Eduard Wirths (1919 - 1945) zu einer der Schlüsselfiguren des Vernichtungsapparates im KL Auschwitz. Wirths wurde 1919 als Sohn eines mittelständischen Unternehmers in Geroldshausen, nahe Würzburg, geboren. Noch während des Studiums trat er in die NSDAP, die SA und später die SS ein. Beim Fronteinsatz in Norwegen und der Sowjetunion zog er sich ein Herzleiden zu. Dies führte zu seiner Versetzung zur 'Inspektion K.L.' - zum Einsatz in den Konzentrationslagern. Hier machte Wirths innerhalb kürzester Zeit eine steile Karriere und wurde - mittlerweile SS-Obersturmführer - Standortarzt des riesigen Lagerkomplexes Auschwitz. Er war der verantwortliche Organisator der Selektionen der jüdischen Häftlinge an der 'Rampe' von Auschwitz-Birkenau. Über alle medizinischen Experimente, die an Häftlingen durchgeführt wurden, war er informiert und initiierte selbst eigene Versuchsreihen. Sein Häftlingsschreiber Hermann Langbein, österreichischer Kommunist und aktiv im Lagerwiderstand, gewann allmählich Einfluß auf Wirths und konnte dies geschickt für die Widerstandsbewegung ausnutzen. Wirths, der von Langbeins Verbindung zum Widerstand wußte, ließ Langbein gewähren, blieb jedoch selbst bis zuletzt loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland. Insgesamt ergibt sich ein zwar widersprüchliches Bild, aber doch das Bild eines Mannes, der dem faschistischen System nichts entgegen zu setzen hatte.