Das 1821 eröffnete westfälische Arbeitshaus Benninghausen war eine Anstalt für soziale Außenseiter. Bettler, Landstreicher, Prostituierte, Geschlechtskranke, Trinker, „unwürdige“ Fürsorgeempfänger, Unterhaltsverweigerer, Arbeitsscheue, schwererziehbare Jugendliche, Zwangsarbeiter, Kriegs- und Strafgefangene wurden hier bis in die 50er Jahre zwangsweise untergebracht. Allen Internierten war gemeinsam, daß sie gegen den gesellschaftlichen Grundkonsens der Arbeitsamkeit verstießen. Solches Verhalten zu bestrafen, die Insassen in einem Vollzug zu bessern, der härter war als im Gefängnis, sowie den Fürsorgestaat vor Mißbrauch zu schützen – das waren die Aufgaben der Arbeitsanstalten, die in den preußischen Provinzen unterhalten wurden. Die Disziplinierung und Ausgrenzung solcher Randgruppen war eine kulturhistorische Konstante, die in den verschiedenen politischen Systemen – Kaiserreich, Weimar, NS-Staat. – höchst unterschiedlich ausgeprägt war. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der NS-Zeit. Hier wird nach Konkurrenz und Kooperation zwischen der Wohlfahrtsbürokratie der Provinz und dem NS-spezifischen Zugriff des Staates auf die „asozialen“ gefragt, die ab 1939 ins Konzentrationslager gesperrt werden konnten. Die Studie bietet eine Anstaltsgeschichte, die von übergeordneten Fragestellungen ausgeht und am regionalen Beispiel auf sozial-, kultur-, rechts- und politikgeschichtliche Aussagen zielt.