Der Berliner Dom sollte der architektonische Ausdruck für die "Vollendung des Glaubens- und Liebeswerkes der Reformation" und damit Denkmal einer geeinten evangelischen Kirche in Deutschland sein. Dass sich letztlich damit auch der Anspruch seines Bauherrn Kaiser Wilhelms II. auf die Position des obersten Kirchenherrn in Deutschland manifestiert, ist ein bisher völlig unbeachteter Aspekt protestantischer Kirchengeschichtsschreibung. Durch die Wahl einer monumentalen Kuppelkirche verbindet sich dieser Anspruch mit jenem auf Weltgeltung nicht nur gegenüber den anderen europäischen Weltstädten, sondern ganz bewusst gegenüber der katholischen Kirche. Demgegenüber tritt die bisherige Interpretation des Bauwerks als deutsch-nationale Reichsarchitektur in den Hintergrund