Die klassische Philosophie, wie u. a. Platon, Aristoteles und Thomas sie verstanden haben, befindet sich seit der Moderne in einer Krise. Die nominalistische Kritik, die Transzendentalphilosophie und die empiristischen Strömungen haben ihre Grundsätze in Frage gestellt. Damit wird eine Begründung der Praxis, die sich auf diese Grundsätze zu stützen versucht, problematisch. Da mit den Kritiken die traditionellen Begründungsmodelle der Praxis ontologisch in Frage gestellt werden, muss sich jeder Versuch, diese Modelle zu re-habilitieren, auf ontologischem Boden bewegen. Helmut Kuhn unternimmt es, die Praxis bzw. die politische Praxis unter Berücksichti-gung der Tradition auf diese Weise – d. h. ontologisch – neu zu begründen. In der hier vorliegenden Arbeit wird die – eher fragmentarische – Begründung Kuhns dargestellt. Die ersten drei Kapitel (I. Das Sein, das Nichts und das Gute; II. Praktische Philosophie; III. Politische Philosophie) werden der Rekonstruktion der Begründung gewidmet. Im vierten Kapitel wird die Diskussion zwischen Kuhn und C. Schmitt über den Begriff des Politischen bei letzterem analysiert und gezeigt, dass die Unterschiede zwischen Schmitt und der „klassischen“ politischen Philosophie nicht so stark sind, wie Kuhn und die wichtigsten Interpreten meinen.