Ein Werk und Leben des idealistischen Höhenflugs, der ambivalenten Diesseitigkeit und des steten Weitergehens, ein Trotz-alle-dem - das ist Wolf Biermann. Die Mythen von Ikarus, Dädalus und Sisyphos dienen in der vorliegenden Arbeit als Folie, Leben und Werk des Liedermachers Wolf Biermann zu verstehen. Die Studie analysiert Biermanns Lyrik nicht motivisch, sie stellt vielmehr die Gesten der Lyrik in den verschiedenen Phasen seines Lebens heraus.
Drei künstlerische Phasen lassen sich unterscheiden: Der draufgängerische Ikarus-Typus, der Gegentypus des rationalen Dädalus und letztlich der dialektische Sisyphos-Typus. Kennzeichnend für das Wirken Biermanns ist, dass die Phasen nicht aufeinander, sondern auseinander folgen. Selbst im Spätwerk findet sich noch der idealistische Gestus eines Ikarus, genauso wie im Frühwerk schon der Gestus des ambivalenten Dädalus zu entdecken ist. Die Studie kommt letztlich zu dem Schluss: Biermanns jeweilige Ästhetik des Widerstands entspringt nicht einem persönlichen Temperament oder Geschmack, sondern sie verdankt sich den jeweiligen historischen, politischen, gesellschaftlichen Kontexten, aus denen der Liedermacher stammt und in denen er wirkt(e).