Anhand zahlreicher Dokumente aus kirchlichen und staatlichen Archiven untersucht diese biographische Studie den Weg des Juristen Paul Schulze zur Wiesche im »Dritten Reich«. Schulze zur Wiesche wurde am 17. August 1905 in Duisburg geboren. Nach seinem Studium, der Promotion und dem Assessordienst arbeitete er seit 1932 als juristischer Repetitor in Bonn. Unter dem Einfluss von Karl Barth ergriff er 1933 Partei für die sich for- mierende innerkirchliche Opposition. Ende 1934 gab er seine Habilitationsabsicht auf, folgte dem Ruf der Bekennenden Kirche im Rheinland und übernahm zunächst in Wuppertal-Barmen, später in Düsseldorf den Aufbau und die Leitung ihrer »Rechts- und Verwaltungsabteilung«. Zugleich ließ er sich als Rechtsanwalt am Oberlandesgericht Düsseldorf nieder. Als Justitiar der Bekennenden Kirche widersprach er fortan Unrechtsmaßnahmen der deutschchristlichen Kirchenleitung und des nationalsozialistischen Regimes, indem er das »kirchliche Notrecht« vertrat, sich für Glaubens-und Gewissens- freiheit einsetzte und verhaftete und angeklagte Geistliche verteidigte. Sein juristisch und theologisch begründeter Kampf um das Recht blieb jedoch nicht auf die Verteidigung der kirchlichen Freiheit beschränkt, sondern führte ihn auch an anderer Stelle zum Einsatz für Recht und Menschlichkeit. Seit 1941 leistete er Wehrdienst, zuletzt als Offizier im Heereswaffenamt. Durch Friedrich Justus Perels schloss er Kontakte zum Widerstandskreis um Hans von Dohnanyi, dem neben Klaus auch Dietrich Bonhoeffer angehörte, und betätigte sich heimlich als Rechtsbeistand für den 1943 verhafteten Dohnanyi. Nach dem Krieg verzichtete er auf ihm angebotene kirchliche und politische Ämter, baute seine Düsseldorfer Anwaltskanzlei wieder auf und wirkte als Sachverständiger mit an der Reform der alliierten Entnazifizierungspraxis. Außerdem initiierte er die Juristentagungen der Evangelischen Aka- demie Mülheim/Ruhr und leitete diese bis 1971. Schulze zur Wiesche starb am 30. März 1987 in Düsseldorf.