Die Grundlegung einer Elementarbildung, die als gemeinsame Volksbildung noch in die Erwachsenenbildung hineinreicht und auch in der Gymnasialbildung wirksam bleibt, war eines der Lebensthemen Wilhelm Flitners (1889-1990), der wohl zu den bedeutendsten deutschen Pädagogen des 20.Jh. zählen darf. In den gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüchen ist die Frage, wie die Schule zu einer solchen allgemeinen Bildung beitragen kann, erneut virulent geworden. Band 9 der Werkausgabe enthält die Schriften zur Volksschule, also der heutigen Grund- und Hauptschule. Im Zentrum: die von 1941 bis 1966 ständig neu bearbeitete Schrift „Die vier Quellen des Volksschulgedankens“. Hier fordert Flitner durch eine systematische historische Darstellung zur Auseinandersetzung mit fortbestehenden und neuen Problemen einer durch Schule getragenen Bildung geradezu heraus. Dabei zeigt der Band anhand der einzelnen Bearbeitungen die Veränderungen von Flitners Problemhorizont. Vor allem sind bislang unveröffentlichte Typoskripte aus dem Nachlaß aufgenommen worden: Stücke eines Ende der 60er Jahre begonnenen zweiten, „pragmatischen“ Teils, in dem Flitner die bislang von der Volksschule wahrgenommenen Aufgaben neu bestimmen und ihren Platz im sich veränderndem Schulsystem zeigen will. „Das Erscheinen des wissenschaftlichen Gesamtwerks von Wilhelm Flitner ist ein besonderes Ereignis der erziehungswissenschaftlichen Publizistik.“