Der Band Literarisches Feld DDR ist ein Beitrag zu der anhaltend heftigen Debatte, die seit 1990 um die DDR-Literatur geführt wird. Die hier versammelten 12 Aufsätze betrachten die DDR-Literatur als ein komplexes System kultureller Produktion. Als Ansatz dient dabei die Feldtheorie Pierre Bourdieus, deren literatursoziologisches Instrumentarium eine neue Sicht auf die DDR-Literatur erlaubt. Nicht die Bewertung der Literatur steht so im Zentrum der Untersuchungen, sondern die Beziehungen, Mechanismen, Strategien und Erwartungen, die ihre Produktion und Rezeption bestimmten.
Die Aufsätze analysieren die DDR-Literatur auf verschiedenen Ebenen und unter wechselnden Fragestellungen; sie setzen bei kulturpolitischen Ereignissen ebenso an wie bei einzelnen Autoren und Autorinnen oder ausgewählten Texten und Motiven. Dabei gruppieren sie sich um drei zentrale Themen: 1. die Entwicklungsphasen des literarischen Feldes DDR, 2. seine ästhetischen Praxen und 3. der Habitus seiner Produzenten.

Einleitung – I. Ästhetische Praxen und Autonomisierung – L. Hempel: Die agonale Dynamik des lyrischen Terrains. Herausbildung und Grenzen des literarischen Feldes der DDR – U. Wölfel: Die autonome Produktion: Arbeitswelt in der DDR-Prosa am Beispiel von Angela Krauß’ Das Vergnügen – H. Wrage: Feld, System, Ordnung. Zur Anwendbarkeit soziologischer Modelle auf die DDR-Kultur – M. Brosig: Das ‚Haus des Sozialismus‘. Ästhetische Stellungnahmen im literarischen Feld der DDR anhand von Architektur und Städtebau – II. Habitus und Transformation – Ch. Thongyai: Zwischen Naivität und Strategie. Eine Untersuchung zur literarischen Laufbahn Wolfgang Hilbigs – G. Ohlerich: Erik Neutschs Ästhetikkonzept als Sollbruchstelle von relativer Autonomie und Parteilichkeit – U. Krellner: Verschleierte Fremdheit. Christoph Heins Novelle Der fremde Freund / Drachenblut im Untersuchungshorizont der Theorie Bourdieus – III. Interne Zäsuren und transnationale Verbindungen – G. Bey: Brecht, Seghers, Sartre: Das literarische Feld begreift sich selbst – S. Pasewalck: „Das Salz der Zeit ist stets häretisch“. Zum literarischen Feld Nachkriegspolens 1945-56 – A. Degen: „nun hier ein bißchen persona grata“. Johannes Bobrowskis Eingang in die sozialistische Nationalliteratur – H. Brohm: „Junge Lyrik“ – Zur Konstituierung von Generationenzusammenhängen und deren Funktion im literarischen Feld der DDR – M. Joch: Prophet und Priesterin. Die Logik des Angriffs auf Christa Wolf