Rudolph Goclenius (1547 – 1628), einst als „christlicher Aristoteles“, „Lehrer des ganzen Hessenlandes, um nicht zu sagen: Germaniens“, „Leuchte unter den Philosophen“, usw. gefeierter Marburger Späthumanist, fiel trotz seiner „genialen Schriften, die ihm Unsterblichkeit verleihen“ bald in tiefe Vergessenheit. Nur wenige von seinen Arbeiten wurden nachgedruckt, in moderne Sprachen übersetzt ist bislang nichts; so ist er aus dem philosophie-geschichtlichen Gedächtnis der Gegenwart restlos verschwunden. Der Philosophiehistoriker ist jedoch überzeugt, daß er das nicht verdient hat. Die hier vorgelegte „Einführung in die Metaphysik“ ist gut geeignet, dies Urteil zu belegen. Die ISAGOGE steht am Anfang einer wirkungsmächtigen Denktradition, die als „Deutsche Schulmetaphysik“ in die Geschichte der Philosophie eingegangen ist. Wer die Ursprünge dieser Bewegung in ihren Motiven klarer erfaßt, wird die Kantische Kritik daran wesentlich besser verstehen können. In der Einleitung zur Übersetzung ist der Versuch gemacht, das geistige Umfeld der ISAGOGE auszuleuchten. Es ergaben sich dabei einige überraschende Einsichten in die Genesis des Unternehmens, die geeignet sind, neues Licht auf die gei-stige Situation der protestantischen Reformuniversitäten um 1590 zu werfen. Mitgegeben ist dem Band ein für den Benutzer hilfreiches Verzeichnis von ca. 60 Autorennamen, einschließlich der einschlägigen Werke, die in der ISAGOGE zitiert oder in der Einleitung zum Text herangezogen sind.