Selbstgesteuertes Lernen wird in der präsentierten Studienreihe sowohl als individuelles Geschehen wie auch als Element der sozialen Interaktion begriffen. Was die sozialen Konstellationen anbelangt, wird das kooperative Lernen näher betrachtet. Wie wenige andere Lernarrangements befördern Situationen des kooperativen Lernens nicht nur die verstehensgünstige Elaboration eigenen Wissens und die Dezentrierung eigener Standpunkte, sondern bieten auch eine soziale Plattform zur (Selbst)steuerung, Bewusstmachung, Klärung und reziproken Modellierung von Lernprozessen und -methoden.
Hier liegt der Ansatzpunkt der Untersuchung: Lernende bearbeiten und visualisieren in Dyaden einen Text und werden dabei von prozessorientierten Lernimpulsen (prompts) unterstützt. Die empirischen Erkenntnisinteressen weisen in zwei Richtungen:

(1) Inwieweit kann die Einführung metakognitiver Lernhilfen („prompts“) das Auftreten kognitiver und metakognitiver Aktivitäten sowie von Dialogmerkmalen fördern? (2) Lässt sich die vielfach postulierte Lernwirksamkeit kognitiver und metakognitiver Strategien sowie von Dialogmerkmalen im Hinblick auf Wissenserwerb und Transfer nachweisen?
Grundlage der Analysen ist ein experimentelles Kontrollgruppendesign: 40 bzw. 52 Dyaden werden per Zufall drei Lernarrangements zugeordnet: Freie Kooperation, wechselseitiges Lehren und Lernen und geleitete Befragung. Die Datenauswertung erfolgt auf flexible Weise: Zur Anwendung kommen Sinneinheiten, Episoden und Fallbeispiele.
Die Ergebnisse bestätigen die Erwartungen nur partiell. Während Aspekte der metakognitiven Kontrolle durch prompts gefördert werden, ist dies für den Einsatz kognitiver Strategien nicht der Fall. Übereinstimmend mit den vorgefassten Erwartungen werden Wissenskonstruktion und -transfer im Dialog durch die Anwendung kognitiver Strategien gefördert. Metakognitive Strategien spielen dagegen eine geringere Rolle.
Der Wert der Studienreihe liegt zuallererst in der detaillierten Analyse dialogischer Lernsituationen und der dabei aktualisierten textbezogenen kognitiven und metakognitiven Strategien des selbstgesteuerten Lernens. Die Fokussierung von Mikroprozessen des Lernens kann zugleich als wesentlicher Vorzug gegenüber der Vielzahl ähnlich konzipierter Arbeiten angesehen werden, die ihre Erkenntnisse - zumeist per Fragebogen erhobenen - groben Verhaltens- und/oder Wissensmaßen verdanken.