Pflege ohne Gewalt? lautet der programmatische Titel der Studie zu den freiheitsentziehenden Massnahmen, die in der KDA-Reihe vorgestellt, als Band 72 veröffentlicht wurde. Der Gewaltbegriff wurde bewusst gewählt: Er soll die Aufmerksamkeit auf das vernachlässigte Thema lenken und eine fürsorgliche Verharmlosung der Problematik vermeiden. Das Fragezeichen im Titel verweist auf die Skepsis, die die Projektbeteiligten mit diesem Anspruch verbinden. Ist das Ziel einer gewaltfreien Pflege, ja generell eines gewaltfreien Lebens, überhaupt erreichbar?
Für das Theorie-Praxis-Projekt der Robert Bosch Stiftung konnte ein als innovativ bekannter Träger, die Caritas - Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) in Köln, gewonnen werden. Das Projekt sollte Bausteine für eine verbesserte Praxis erarbeiten. Zunächst ging es dabei um die Entwicklung von Instrumenten, die es erlauben, im Selbsterhebungsverfahren einen Überblick über Verbreitung, Indikation, Dauer und Legitimation von freiheitseinschränkenden Massnahmen zu erhalten. Pflegekräfte und die Einrichtungen selbst sollten in der Lage sein, risikorelevante Tätigkeitsbereiche in den Blick zu nehmen und zu evaluieren.
Die beschriebenen Massnahmen zur Vermeidung von Gewalthandlungen, zum Beispiel eine Schreibwerkstatt für Pflegepersonen, können auch von anderen Einrichtungen und für die pflegerische Praxis genutzt werden.