Die Zehn Gebote gelten in der jüdisch-christlichen Tradition als Grundlage jeder Ethik. Im Verlauf ihrer Geschichte aber sind sie vielfach mißbraucht und instrumentalisiert worden. Das Schlimmste jedoch, was diesem Grundtext der Bibel passieren kann, ist das Mißverständnis, hier gehe es um Einengung der menschlichen Freiheit, um Domestizierung und blinden Gehorsam. Das Gegenteil ist der Fall.

Dies wird in vorliegendem Band auf eindrucksvolle Weise gezeigt, indem vor dem Hintergrund der Grundsatzfragen unserer Zeit jeweils ein ethischer Konflikt und eines der Gebote miteinander ins Gespräch gebracht werden:

1. Religion ist Privatsache. Religion und Öffentlichkeit und das erste Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben (Hajo Goertz)

2. Lasset uns Menschen machen. Medizin und Biotechnologien und das zweite Gebot: Du sollst dir kein Bildnis machen (Doris Weber)

3. Dazu stehe ich. Selbstfindung, Zivilcourage und das dritte Gebot: Du sollst den Namen des Herrn nicht mißbrauchen (Anne Suchalla)

4. Immer mehr Arbeit für immer weniger Menschen. Die Zukunft der Arbeitswelt und das vierte Gebot: Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligst (Gitta Marnach)

5. Die Alten leben auf Kosten der Jungen. Die Generationengerechtigkeit und das fünfte Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren (Andreas Malessa)

6. Leben in Würde bis zum Ende. Der Streit um die Sterbehilfe und das sechste Gebot: Du sollst nicht töten (Matthias Morgenroth)

7. Alles ist möglich. Die Zukunft der Familie und das siebte Gebot: Du sollst nicht ehebrechen (Michael Hollenbach)

8. Wer hat, dem wird gegeben. Die globale Weltwirtschaftsordnung und das achte Gebot: Du sollst nicht stehlen (Antje Schrupp)

9. Das Leben wird zur Inszenierung. Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit in der Mediengesellschaft und das neunte Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden (Georg Magirius)

10. Kaufe was, dann bist du was. Der Zwang zum Konsum und das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. (Birgit Schönberger)

Eingerahmt werden die Beiträge durch einen einführenden Essay von Margot Käßmann und einen Ausblick zur Frage „Gibt es einen ethischen Grundkonsens der Religionen“ von Günther Gebhardt. Der Band erscheint zur gleichnamigen Sendereihe auf hr2 vom 22.5. bis 1.8.2005.