Die katholische Kirche hat sich seit 1989 - nach einigen Jahren des kritischen Übergangs - gekonnt an das veränderte politische System in Polen angepasst. Sie agiert mit den Methoden einer Interessengruppe, wird aber nicht als solche wahrgenommen. Ausgehend von Ansätzen der Verbändeforschung rekonstruiert Dominik Hierlemann das feingliedrige Kontaktnetz zwischen der Kirche und den wichtigsten politischen Akteuren wie Parteien, Legislative und Exekutive in Polen. Er zeigt, wie die Amtskirche politischen Einfluss ausübt und analysiert die Binnenstrukturen einer der mächtigsten Organisationen sowie deren Einflussressourcen. Besonders anschaulich wird die Arbeit durch die zahlreichen Interviewzitate von Experten für das Verhältnis Staat - Kirche in Polen, führenden Repräsentanten der Kirche sowie Spitzenpolitikern vom ganz rechten bis zum ganz linken Spektrum. Es wird deutlich, dass die bevorzugten Gesprächspartner der Amtskirche weniger Parteien und Parlament, sondern Regierung und Verwaltung sind.