Ein altes Vorurteil besagt, Goethe sei unmusikalisch gewesen - ein Augenmensch, der sich gern mit bildender Kunst oder mit der Natur des Sehens beschäftigt habe, kaum aber mit musikalischen Phänomenen. Das vorliegende Buch räumt mit diesem Vorurteil gründlich auf. Dabei wird deutlich, daß die Musik in Goethes Leben, Denken und Schaffen einen zentralen Platz eingenommen hat: Nicht nur seine zahlreichen Libretti oder die fragmentarisch hinterlassene Abhandlung zur Tonlehre, sondern auch zahlreiche briefliche Äußerungen sowie die musikalische Thematik in vielen seiner Dichtungen zeugt von einer kenntnisreichen und differenzierten Sicht auf die Musik.
Weshalb hat Goethe die Vertonungen Zelters und Reichardts höher geschätzt als diejenigen von Beethoven und Schubert? Welchen Stellenwert nimmt die Musik überhaupt in Goethes Schriften und Dichtungen, aber auch in seinem naturwissenschaftlichen Denken ein? Wie haben Komponisten der Goethe-Zeit und späterer Generationen Dichtungen Goethes vertont und wie haben sie sich von seinen Werken, zumal vom "Faust", in ihren Opern, Schauspielmusiken, Liedern und Instrumentalwerken inspirieren lassen? Dies sind nur einige aktuelle Fragen der musikwissenschaftlichen Goethe-Forschung, auf die das Buch Antwort gibt. Darüber hinaus werden eine ganze Reihe unbekannter und reizvoller Goethe-Vertonungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert vorgestellt. Vergleichende Betrachtungen verschiedener Vertonungen ein und desselben Textes ermöglichen interessante Einblicke in das jeweils unterschiedliche Textverständnis der Komponisten.
Vertreter verschiedener Fachdisziplinen aus Literatur- und Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft und Musikpraxis kommen zu Wort. Ihre Beiträge ergänzen einander in idealer Weise. So entsteht eine umfassende und facettenreiche Gesamtdarstellung dieses faszinierenden und zu Unrecht vernachlässigten Themas. Das Buch wendet sich jedoch nicht nur an Fachvertreter, sondern an ein breites Publikum all derer, die sich für Musik und Literatur interessieren. Eine umfangreiche Bibliographie stellt zum ersten Mal die wichtigste Literatur zum Thema "Goethe und die Musik" zusammen und berücksichtigt dabei insbesondere den aktuellen Forschungsstand. Das Buch ist ein grundlegendes Kompendium, das einen wichtigen Beitrag zum tieferen Verständnis des "Universalgenies" Goethe leistet und zentrale Einblicke in die kompositorischen Rezeption seiner Werke bietet. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.editionargus.de