Paul Celan und Gottfried Benn gehören zu den angesehensten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Sie haben neben ihren lyrischen Werken eingehende poetologische Überlegungen angestellt, die sich in einer Anzahl von Texten niederschlagen. Trotz einer Unmenge von Veröffentlichungen ist die Germanistik bisher nicht fähig gewesen, die Grundlagen von Celans poetologischem Denken zu erkennen. Die allermeisten Interpreten sind an dem komplizierten Text Der Meridian gescheitert, der das wichtigste Dokument von Celans Poetologie ist. Die Arbeit von Agis Sideras legt endlich das Fundament von Celans dichtungstheoretischem Denken frei und bringt damit die Beschäftigung mit Celans Werk auf eine neue Stufe. Sie weist außerdem nach, daß Celan Gottfried Benn als seinen wichtigsten dichterischen Kontrahenten betrachtet hat. Die gegensätzliche Ausrichtung der beiden Poetologien wird eingehend untersucht, und auch das Wesen von Benns Dichtungstheorie wird in nie zuvor erreichter Klarheit dargestellt.