Die Wissenschaft vom Verstehen, die so genannte Hermeneutik, hat vor allem das Verstehen von Texten behandelt. Das Verstehen von Menschen blieb jedoch dem Gefühl und der Intuition überlassen. Schwer verständliche Texte - z.B. verschachtelte Gesetzestexte, dunkle Stellen in der Bibel, rätselhafte Gedichte von Goethe, Hölderlin oder Celan- zu alldem gibt es Kommentare, Interpretationen, die das Unverständliche verständlich machen. Hingegen: Ist das Verstehen von Menschen so selbstverständlich? Können Methoden dem Menschenverstehen gerecht werden, oder führen sie uns in die „Spinneweben dogmatischen Denkens“(W. Dilthey)? Der Band geht zwei Fragen nach:
– wie geht das, Menschen zu verstehen? Kann die Psychoanalyse dazu hilfreich sein?
– welche Bedeutung hat „Verstehen“ in den verschiedenen pädagogischen Bereichen, von der Elementarpädagogik bis zur Erwachsenenbildung?
Günther Bittner: Einführung – Rüdiger Bittner: Wann versteht man einen Menschen? – Günther Bittner: „Es“ versteht – Wilfried Datler: Abstinenz, Zurückhaltung und die Frage nach dem Latenten: Anmerkungen zum Prozess des psychoanalytischen Verstehens – Volker Fröhlich: „Es ist gar nicht unsere Aufgabe... gleich zu, verstehen“ (S. Freud) - Über Menschen - Verstehen in kinderanalytischen Zusammenhängen – Brigitte Boothe: Erzählende Menschen verstehen: das Spiel mit der Spannung – Michael Parmentier: „Zum Verständnis des Unverständlichen. Das Unauslotbare im Werk von Vermeer“ – Hans-Joachim Petsch: Wider die „Spinneweben dogmatischen Denkens“. Texte von Wilhelm Dilthey – Ursula Stenger: Bildliches Verstehen. Beobachtungen in einer Kinderkrippe – Andreas Niesseler: Beschleunigung oder Verlangsamung? Zur Verschulung des Verstehens zwischen didaktischer Maschine und dialogischem Lernen – Peter Zászkaliczky: „...alle Lebensäusserungen als Mitteilungen zu interpretieren...“ – (W. Pfeffer) - Verstehen und Missverstehen in der Heilpädagogik – Rolf Göppel: Kann man Jugendliche verstehen? Wollen Jugendliche verstanden werden? Verstehen Jugendliche sich selbst? – Hans-Joachim Petsch: „Ich versteh die Welt nicht mehr!“ Die Bildung Erwachsener als Verstehenskunst – Horst Scarbath: Der hinkende Hermes. Über Glanz und Elend unserer Bemühungen Andere zu verstehen.