Vor ungefähr 200 Jahren wurde die Psychiatrie als selbstständige Wissenschaft begründet. Als der Vater der deutschsprachigen Psychiatrie und des Wortes „Psychiatrie" gilt der hallische Professor Johann Christian Reil - für manchen ist er auch der Gründer der „eigentlichen Psychiatrie". Das Wort „Psychiatrie" hat sich bald weltweit durchgeSetzt. Ein Terminus, der nicht zufällig gewählt wurde, sondern das Resultat einer Theorie, einer Philosophie, einer Bestrebung war. Darüber hinaus gilt Johann Christian Reil auch als Gründer der Psychotherapie. Er propagierte ein integratives Fach, bestehend aus einer Kernpsychiatrie sowie aus Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinischer Psychologie.
Fast 70 Jahre dauerte es dann noch, bis in Preußen ein eigenständiger Lehrstuhl und eine selbstständige Universitätsklinik für Psychiatrie gegründet wurden. Die Hirnforscher Eduard Hitzig und Carl Wernicke trugen wesentlich zum Aufbau dieses Lehrstuhls bei. Ihr bleibendes Wirken komplettierte die schon erwähnten Anfänge der Psychiatrie im deutschsprachigen Raum.
Ziel dieses Buches ist es, die Leistungen dieser und anderer Persönlichkeiten, etwa Heinrich Damerows oder Georg Ernst Stahls, darzustellen und ihren Beitrag zur Geburt und zum Aufwachsen der deutschsprachigen Psychiatrie zu veranschaulichen. Zahlreiche Originalpassagen und historisches Aktenmaterial geben dem Leser die Möglichkeit, auch selbst seine Schlussfolgerungen, Interpretationen und Wertungen vorzunehmen. Das Buch bekommt dadurch Originalität und vermittelt somit etwas von der Aura der Gründungszeit der deutschsprachigen Psychiatrie.