Die Veröffentlichung „Gedenkstättenarbeit in der Psychiatrie“ versteht sich als Handbuch, das wissenschaftliche, methodische und didaktische Dimensionen umfasst. Am Beispiel der Bildungs- und Gedenkstätte „Opfer der NS-Psychiatrie“ in Lüneburg wird umfangreiches Material aus der Dauerausstellung geboten, das die Bedeutung des Projektes für ganz Niedersachsen und im Kontext des Stichwortes „Kinderfachabteilungen“ darüber hinaus zeigt. Dies umfasst zum Beispiel die Frage nach der Zahl der Opfer und ihrer angemessenen Präsentation. Professionalisierung und Kommerzialisierung sind Aspekte, die auch in der Gedenkstättenarbeit eine Rolle spielen. Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätskontrolle sind drei der dazugehörigen möglichen Dimensionen, die diskutiert werden. Dabei werden sowohl grundlegende methodische Ansätze berücksichtigt als auch praktische Anforderungen, bis hin zu Checklisten zur Bearbeitung von Themen. Die Auswertungen einer Lehrerbefragung und der Befragung einer ersten Besuchergruppe lassen erkennen, dass die Gedenkstättenarbeit auch im Bereich der Psychiatrie mit einem deutlichen Interesse rechnen kann. Damit sind die Akteure gefordert, ihre Zielgruppen nicht nur zu ermitteln, sondern ihnen auch gerecht zu werden. Dazu wird eine Reihe von Mitteln dargestellt: von der Analyse geeigneter Materialien, ihrer wissenschaftlichen Prüfung, den Methoden der Information und Kooperation, den Besonderheiten eines Internetauftrittes, bis hin zur Frage, welches Mindestalter für den Besuch einer Gedenkstätte sinnvoll ist. Alle beteiligten Autoren haben ihre Themen aus der Arbeit der Bildungs- und Gedenkstätte in Lüneburg entwickelt. Die Zugänge und Gewichte sind vielseitig, ebenso Bewertungen und Einordnungen. Dadurch wird dem Leser eine facettenreiche Betrachtung der Themen geboten. Dr. Raimond Reiter, Jahrgang 1953, ist Autor von über 50 Veröffentlichungen im Bereich der Erforschung des Nationalsozialismus. Darunter einige, die die Bildungs- und Gedenkstätte in Lüneburg und deren Themen direkt betreffen. Langjährige Erfahrungen mit Forschungsprojekten, der Archivarbeit, der Lehrtätigkeit sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ermöglichen einen theoretisch vielseitig reflektierten Praxisbezug.