„Wie seine Zeitgenossen hatte Aby Warburg eine persönliche Vorliebe
für die Florentiner Meister der Frührenaissance, er respektierte die
einsame Kunst eines Rembrandts und begrüßte den Kampf der Moderne
gegen die philiströse Salonkunst, aber er stellte dabei nie die überkommenen
Wertmaßstäbe in Frage, die auch schon der Kunstgeschichte des
19. Jahrhunderts eigen waren. Gerade weil Warburg diese Auffassung
nicht nur teilte, sondern bitter ernst nahm, erscheint er uns im Rückblick
so prophetisch. Haben wir doch, wie er, den Durchbruch des Irrationalen
mit all seinen schrecklichen Folgen schaudernd erlebt. Er wäre aber
nicht der erste bedeutende Mensch, der zu seiner Zeit sprechen konnte,
weil er die gültigen Überzeugungen der Vergangenheit nicht zum alten
Eisen warf, sondern in die geänderte Lage hinüberrettete. Er vollzog
diese Umschmelzung im Feuer seiner eigenen seelischen Leiden und
Leidenschaften.“ Ernst H. Gombrich
Gombrichs Buch ist eine „intellektuelle Biografie“ nicht nur in dem
Sinne, dass sie den geistigen Werdegang Aby Warburgs schildert,
sondern auch als biografische Spiegelung einer zentralen intellektuellen
Problematik der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts, in denen der
Zusammenbruch der überlieferten Deutungsschemata der europäischen
Geistesgeschichte unübersehbar wurde.