Der Katalog zur Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems/Vorarlberg thematisiert die populären Ausdrucksformen des europäischen Antisemitismus in der Vergangenheit und konfrontiert diese mit aktuellen Phänomenen antisemitischer Stereotype, ambivalenten Bildern vom "Juden" und verbreiteten Verschwörungstheorien der Gegenwart. Im Vordergrund der Sammlung Finkelstein stehen dreidimensionale Objekte, den Rest bilden Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde. Im Gegensatz zu den üblicherweise in Antisemitica-Ausstellungen gezeigten und problematisierten Objekten handelt es sich hier nicht um gedrucktes, illustratives Material, sondern fast ausschliesslich um Unikate (darunter ca. 50 Zeichnungen), die zugleich offenbar massenhaft produziert worden sind. Bis heute gibt es kaum Untersuchungen zu derartigen antisemitischen Gegenständen, die bisher auch kaum in kritischer Absicht gesammelt wurden. Die Zeit des Nationalsozialismus und der Shoah bleiben bewusst ausgeklammert, um Kontinuitäten und Brüche in der Popularität antisemitischer Bilder vom "Juden" jenseits dieser Extremerfahrung wahrnehmbar zu machen. Darüber hinaus wird die Problematik auch in ihrer europäischen Dimension entfaltet.
Die Wirksamkeit antisemitischer Einstellungen und ideologischen Wahrnehmungsmuster ist auch nach 1945 keineswegs vorbei. Wie sich immer mehr erweist, wandern Stereotype in der Wahrnehmung des "Jüdischen" heute scheinbar ungebrochen in andere kulturelle, politische und geografische Kontexte und dienen in den unterschiedlichsten politischen Konflikten als Munition und "Orientierung".