Schwaabes neues Buch beschäftigt sich mit der Entwicklung der politischen Kultur im modernen Deutschland. Im Mittelpunkt steht die Reaktion auf Modernisierungsprozesse, insbesondere das verbreitete Unbehagen an bestimmten Konsequenzen kultureller und gesellschaftlicher Modernität. Diese politisch-kulturelle Anpassungskrise äußert sich vor allem in antiliberalen und antiparlamentarischen Vorbehalten und einer hohen Wertschät-zung der nationalen „Gemeinschaft“. Eine zentrale Bedeutung kommt dabei der Tiefenschicht der Mentalitäten zu – eine Problemdimension, die in vergleichbaren Studien meist nur am Rande thematisiert wird. Es wird gezeigt, wie diese Modernitätskrise von ihren Anfängen im Kaiserreich über ihre Verschärfung in Weimar schließlich im Januar 1933 kulminierte – und wie das Dritte Reich zu einer derart populären Diktatur werden konnte. Erst der totale Zusammenbruch von 1945 macht den Weg frei für die nicht zuletzt mentale Aussöhnung der Bun-desdeutschen mit der Idee und der Wirklichkeit einer „offenen Gesellschaft“.