Breidbachs neues Buch nähert sich Goethes Metamorphosenlehre wissenschaftshistorisch an, beschreibt sie also nicht einfach als ein botanisches Werk. Botanik ist für Goethe Teil einer Natur, die auch in ihren einzelnen Gewächsen als ein Ganzes zu begreifen ist. Entsprechend ist an diesen dann auch die ganze Natur demonstrierbar. Folglich wird eine Lehre, die die Gestalt dieser Natur im Einzelnen aufweist, zu einer Lehre, die unser Erfahren insgesamt darstellt. In dieser Erfahrungslehre wird die Natur der Pflanzen zu einem Exempel nicht nur der Naturgeschichte, sondern des Ganzen einer Natur, was bei Goethe das All des Erfahrbaren meint. Die Metamorphosenlehre strukturiert damit nicht nur die Erfahrung der Natur, sondern auch die der in ihr erwachsenen Kultur. In ihr wird Geschichte nicht als ein fortwuchernder Prozess, sondern als eine sich in der Zeit entäussernde Bestimmung des Möglichen gedacht.