Oliver Ohanecian: zur Konstruktion von Wirklichkeit im Wicca-Kult. Zu den wichtigsten Impulsgebern einer Renaissance der Esoterik seit den siebziger Jahren gehört der neuheidnische Wicca-Kult, dessen Anhänger sich als Hexen bezeichnen. Das Selbstbild dieser "Neuen Hexen" ist ein wild-romantisches und wild-eklektisches. Dem altüberlieferten negativen Hexenbild stellen sie ein neues gegenüber. Die Hexen seien in Wahrheit die Schamanen Europas und Anhänger einer prächristlichen oder gar prähistorischen Naturreligion, bei der es sich um Europas "Urreligion" handele. Eine Analyse dieses Kultes zeigt jedoch, dass er weder alt ist, noch an den Schamanismus oder alte religiöse Traditionen auch nur anknüpft. Neben Idealen der postmodernen Kultur finden sich gleichermaßen höchst reaktionäre Elemente wie etwa Blut-und-Boden-Fantasien oder die Verwendung undifferenzierter Feindbilder.