Bei Deutschen und Russen hat die Geschichte des Zweiten Weltkrieges im Laufe der letzten Jahrzehnte unterschiedlichste Emotionen hervorgerufen: Trauer, Siegerstolz, Verdrängung, Schweigen oder Heldenverehrung. So verschieden jedoch der Umgang mit der Vergangenheit ist – die Kriegserfahrung wirkt bei Deutschen wie Russen bis heute fort, in offiziellem und öffentlichem Gedenken einerseits, in privaten Erinnerungen der Kriegsgeneration andererseits.
Spuren des Krieges finden sich aber nicht nur in der Architektur oder in den Lebensläufen der Menschen wieder. Der Fotograf Martin Hertrampf hält in seinen Porträts deutscher und russischer Veteranen fest, wie sich das Erleben des Zweiten Weltkrieges, vor allem die permanente existentielle Bedrohung des Einzelnen in die Gesichter der ehemaligen Soldaten eingeschrieben hat. Die Fotos werden ergänzt durch Interviews und durch historisches Material, das einige Veteranen dem Fotografen übergeben haben: zumeist Erinnerungsfotos sowie Dokumente aus der Kriegszeit. So entstand ein Sammelband über die Erfahrungen einer Generation, die wir bald nicht mehr werden befragen können. In zwei Essays werden die kulturgeschichtlichen Aspekte des Themas beleuchtet.