Dirk Westerkamp legt die erste historische Gesamtdarstellung an „Negativer Theologie“ vor. Sein Buch untersucht, wie der spätantike und mittelalterliche Diskurs in der Moderne als Diskurs um eine kritische Sprachphilosophie weitergeführt wird. Seit ihren Anfängen hat die theologia negativa die Grenzen der Erkenntnis als Nichterkennbarkeit der göttlichen Substanz bestimmt und diese Grenze der Erkenntnis als eine Grenze der Sprache verstanden: das Absolute ist unnennbar, unsagbar, unbestimmbar. Philosophen des negativ-theologischen Denkens haben diese Grenze der Sprache wiederum mit einer Sprache der Grenze zu reflektieren versucht. Ihnen ist der Versuch gemeinsam, das kritische, negative Potential der Sprache – ihre Negativität als Nichtbestimmbarkeit – produktiv werden zu lassen. Indem die negative Theologie sich kraft ihrer via negativa als eine Sprachphilosophie der Bestimmung durch Nichtbestimmbarkeit definiert, kann sie eine methodisch begründete Theorie der Grenzen des begrifflichen Wissens und der prädikativen Sprache zur Diskussion stellen. In einer umfassenden komparativen Rekonstruktion zeigt das Buch dieses systematische Problem an wichtigen philosophiegeschichtlichen Etappen auf und entwirft dabei eine Typologie der via negativa. Die Forschungsinnovation der Studie besteht darin, dass sie – sowohl systematisch als auch rezeptionsgeschichtlich – zeigt, wie sich diese Typologie und das am Problem der via negativa entfaltete Sprachdenken der Spätantike und des Mittelalters in der aktuellen Auseinandersetzung zwischen den semiologischen bzw. bedeutungstheoretischen Positionen Lévinas´, Derridas, Marions und Hilary Putnams spiegelt.