Zivilisatorische Entwicklung ist ohne die Ausbildung stabilisierender Distanzierungsmechanismen nicht denkbar. Die Veränderungsdynamik der Moderne, die im Zeitalter der Globalisierung noch zuzunehmen scheint, stellt aber jede gerade erworbene Stabilität und Sicherheit schnell wieder zur Disposition; in einer Welt der Allgegenwärtigkeiten vermischen sich Räume und Zeiten. Infolgedessen müssen Distanzierungsmechanismen ständig neu ausgepegelt, an veränderte Umstände angepasst weden. Die vorliegende Untersuchung unternimmt den Versuch, einige dieser Adaptionsbewegungen über das 20. Jahrhundert hinweg zu verfolgen. Das geschieht auf zwei Wegen, die sich immer wieder kreuzen: Die Spannung zwischen Distanzierung und Entgrenzung wird (etwa bei Cassirer, Heidegger oder Zygmunt Bauman) zum Thema der Kulturtheorie und wirkt zugleich auf die Künste; letztere bieten eine Art Probebühne, auf der mit kulturtheoretischen Fragestellungen in einem eigenen Darstellungsmodus experimentiert wird.