Frahms „Genealogie des Holocaust“ ist die erste Monographie über eines der bedeutendsten Darstellungen des Holocaust – Art Spiegelmans Comic MAUS – A Survivor’s Tale. Schien es den meisten zuvor unvorstellbar, den Holocaust in einem Comic zu erzählen, hat Spiegelman die meisten Kritiker überzeugt. Allerdings um den Preis, dass sie MAUS eher für einen Roman als für einen Comic hielten. In „Genealogie des Holocaust“ wird nachgewiesen, dass MAUS zuallererst aufgrund comic-spezifischer Mittel vermag, den Holocaust darzustellen. Es erweist sich darin als eine Genealogie des Holocaust, in der die Kräfteverhältnisse der Geschichte und ihrer Überlieferung, die Gewalt der Identifizierung und der Vernichtung reflektiert werden. In drei grosse Kapitel unterteilt – Identität, Geschichte, Erinnerung – werden die wichtigsten Fragen der Darstellung des Holocaust diskutiert. „Genealogie des Holocaust“ ist ein Buch zwischen den Disziplinen: Als ein genuiner Beitrag zur Literatur über den Holocaust stellt es zugleich den ersten fundierten Zugang zu einer ästhetischen Theorie der Comics im deutschsprachigen Raum dar. In einer genauen Lektüre der Seiten von MAUS wird die Komplexität dieses Mediums und seiner Mittel entfaltet. Diese lehrt nicht nur ein sorgfältiges Sehen, sondern belegt zugleich, dass gerade in Deutschland beim Holocaust zu oft weggeschaut wurde. In theoretischer Hinsicht zeigt die Analyse, wie produktiv Judith Butlers Theorie der Performativität für die Analyse von Medien sein kann – und welchen materialistischen Begriff von Geschichte sie prägt.