In den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jhdt. war der 1902 in Kronstadt geborene Ernst Spitz eine schillernde Figur der Wiener 'Kaffeehausliteratur'; so zu sagen ein früher Vorläufer des verdeckt arbeitenden deutschen Enthüllungsjournalisten Günther Wallraff. 1923 wurde er als Reporter bei einer Demonstration vor dem Wiener Parlament verhaftet, ein in der heimischen Pressegeschichte beispielloser Fall nebst Nachspiel im Justizausschuss des Nationalrates. Ernst Spitz verbrachte zwei Monate in Haft, verfasste nach seiner Entlassung die Aufsehen erregende Artikelserie 'Kerker ' und legte so den Grundstein für seine journalistische Karriere. Er deckte Skandale des österreichischen Journalismus auf, war Mitstreiter von Karl Kraus und Redaktionskollege und Rivale des späteren Starregisseurs Billie Wilder. Gemeinsam mit Fritz Eckhardt schrieb er scharfe Kabaretttexte für Leon Askin und sein 'Cabaret ABC'. Seine Biographie spiegelt den politischen Radikalismus der Zwischenkriegszeit und die Tragödie des mitteleuropäischen Judentums. Ernst Spitz wurde von den Nazis literarisch wie physisch zum Schweigen gebracht: Er wurde 1940 im KZ Buchenwald 'auf der Flucht erschossen.'
Andreas Hutters Spitz-Biographie und Sammlung seiner besten Feuilletons und Reportagen stützt sich auf fast durchwegs noch nicht veröffentlichtem, selbst recherchiertem Material. Ein Buch, das den Leser hautnah auf Spitz' Weg durch die Literatencafés, Kultur- und Kabarettszene des eben versunkenen Kakaniens mitnimmt.