Otto von Northeim war zweifellos eine der bedeutendsten Fürstenpersönlichkeiten nicht nur des 11. Jahrhunderts, sondern des Mittelalters überhaupt. Die Darstellung zeichnet anhand der Quellen seinen Werdegang nach: die Zeit der erfolgreichen Regierungstätigkeit an der Seite König Heinrichs IV., den Konflikt mit dem Herrscher, der in einem Hochverratsprozess gegen den Northeimer gipfelte und ihn schließlich zur dauerhaften Opposition und an die Seite des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden führte. Dabei werden Motivationen und Handlungsmuster quellennah ergründet und vor dem Hintergrund wichtiger Neuerungen innerhalb der Reichspolitik der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die Tendenz fürstlicher Teilhabebestrebungen aufgedeckt. Ein besonderes Augenmerk gilt den personellen Kontakten Ottos von Northeim, die in strukturell orientierten Kapiteln thematisiert werden. Die Untersuchung dieser Beziehungen liefert nicht nur wertvolle Informationen über den Aufstieg der Northeimer, sondern ermöglicht darüber hinaus Erklärungsansätze für Interessenkonflikte und daraus resultierende Entwicklungen. In diesem Zusammenhang ergeben sich auch Einblicke in die adlige Memorialkultur der Zeit sowie neue Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Adel und Reichskirche im territorialen Umfeld.